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PhD-Verteidigung Olivier Winistörfer

The Balkan sprachbund reconsidered. A multi-variate, historicist approach to the ‘prototypical’ case of a sprachbund

Am Freitag, 11. Juli verteidigte Olivier Winistörfer seine Doktorarbeit zum Thema Balkansprachbund. Verteidigung war dabei durchaus wörtlich gemeint: nach finnischer Tradition wurde dem erfolgreichen Kandidaten ein akademisches Schwert überreicht.  

Das vom SNF im Rahmen von Doc.CH geförderte Dissertationsprojekt von Olivier Winistörfer befasste sich mit dem Balkan-Sprachbund, der seit fast zwei Jahrhunderten Linguist*innen in seinen Bann zieht. 

Bereits 1829 legte Jernej Kopitar mit seinen ersten Beschreibungen der Parallelismen in den Balkansprachen, welche nicht durch Verwandtschaft, sondern nur durch den intensiven Sprachkontakt erklärt werden können, den Grundstein für die systematische Untersuchung der Sprachen Südeuropas. Die grosse Zahl an Parallelismen durch Sprachkontakt führte dazu, dass Nikolai Trubetzkoy sogar den Begriff «Sprachbund» für diese Sprachen einführte. Auch wenn die Expert*innen sich heute einig sind, dass es einen Balkansprachbund gibt, so bleiben doch noch viele umstrittene Punkte. Dies vor allem wegen einer gewissen argumentativen Zirkularität in der bisherigen Forschung.

Im Dissertationsprojekt von Olivier Winistörfer wurde deshalb eine neue Herangehensweise für die typologische Erforschung der Balkansprachen und des Sprachbunds erarbeitet. Statt auf den bereits bekannten Parallelismen, wurde der Fokus auf die ganzen linguistischen Systeme gelegt, um die Auswirkung des Sprachkontakts auf die Sprachen besser zu verstehen und unabhängige Kriterien zu erarbeiten. Dafür wurde eine typologische, multivariate Datenbank der Balkansprachen sowie ihrer Schwestersprachen erarbeitet und mit quantitativen Methoden aus der linguistischen Typologie, Genetik sowie Geographie analysiert, um so konvergierende und divergierende Tendenzen aufzudecken, welche auf Sprachkontakt als grundlegender Faktor hindeuten.

Mit diesem methodischen Ansatz trägt das nun mit dem Doktortitel gekrönte Projekt nicht nur zur systematischen Erforschung der Balkansprachen und der Beantwortung grundlegender Fragen in der Balkanistik bei, sondern bietet einen neuen typologischen Ansatz für die Erforschung von Sprachkontakt als generelles Phänomen und seine Auswirkungen auf Sprachsysteme.

Herzliche Gratulation!

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