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Das Romanische Seminar der Universität Zürich ist eines der wenigen Institute in Europa, wo die Vergleichende Romanische Sprachwissenschaft als eigenständiges Fach studiert werden kann. Es ist hier als vollwertiges Hauptfach vertreten. Für primär sprachwissenschaftlich interessierte Romanisten, die ihr Studium von vornherein polyglott anlegen wollen, bietet es eine ideale Alternative zu einer in Sprach- und Literaturwissenschaft ausdifferenzierten Einzelphilologie. Gerade in der mehrsprachigen Schweiz, wo drei von vier Landessprachen romanisch sind, bietet dieser Studiengang auch zahlreiche Berufsmöglichkeiten, innerhalb wie ausserhalb der gymnasialen Lehre.
Die Romanistik ist als historisch-vergleichende Sprachwissenschaft entstanden; ihre ersten Vertreter haben sie parallel zu anderen historisch-vergleichenden Disziplinen, insbesondere Indogermanistik und Germanistik, konzipiert. Literaturwissenschaft war zunächst gleichbedeutend mit Textphilologie, insbesondere in der Erschliessung mittelalterlicher Quellen.
Erst seit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert etablierten sich nach und nach die Literaturwissenschaft und die synchronische Sprachwissenschaft als eigenständige Disziplinen. Die Geschichte der Romanistik in Zürich spiegelt die Entwicklung des Faches: Der Gründer des Seminars, Heinrich Morf, vertrat noch die Sprach- und Literaturwissenschaft mit einem gesamtromanischen Anspruch. Erst im Laufe unseres Jahrhunderts differenzierte und spezialisierte sich das Fach so aus, wie wir es heute kennen.
In der Sprachwissenschaft ist es nach wie vor sinnvoll, die romanischen Sprachen als Familie zu behandeln. Die romanischen Einzelsprachen sind in ihrem historischen Wachsen aus einer einheitlichen Wurzel nur zu verstehen, wenn man sie miteinander in Beziehung setzt. Und dabei kann ein direkter Vergleich von Phänomenen im Portugiesischen und Rumänischen sehr wohl von Bedeutung sein. Auch aus der Sicht der Sprachtypologie als einer der aktuellen Strömungen in der internationalen Linguistik kann die Vergleichende Romanische Sprachwissenschaft ein hohes Interesse sowohl in empirischer als auch in methodologischer Hinsicht beanspruchen. Der typologische Vergleich einer Gruppe von genetisch eng verwandten Sprachen, deren Geschichte in einer einmaligen Breite und Tiefe überliefert ist, verspricht wichtige Einsichten auch für die allgemeine Sprachtheorie.
Der Studiengang der Vergleichenden Romanischen Sprachwissenschaft ist noch nicht so formalisiert wie in grossen Fächern mit unüberschaubaren Studentenmassen. Hier funktioniert noch in Gänze das Ideal der Gemeinschaft von Lehrenden und Forschenden: Auch dies kann ein Anreiz sein, die Vergleichende Romanische Sprachwissenschaft als Studienfach zu wählen.
Absolventinnen und Absolventen des Studienprogramms «Vergleichende Romanische Sprachwissenschaft» eröffnen sich Perspektiven in zahlreichen Berufsfeldern, in denen romanische Vielsprachigkeit und analytische sowie kommunikative Kompetenzen gefragt sind. Sie beherrschen mehrere romanische Sprachen und sind Experten im Bereich Kommunikation und interkulturelle Vermittlung. Sie haben gelernt, komplexe Strukturen zu analysieren und verfügen über Methodenkenntnisse, die auf zahlreiche Fragestellungen übertragbar sind.
Damit bringen sie Voraussetzungen für zahlreiche berufliche Tätigkeiten mit, so im Kulturwesen (Museen, Kulturinstitutionen, internationale Organisationen); in Bibliotheken, Mediatheken und Archiven; in den Medien (Presse, Radio, Fernsehen, Online-Portale); in internationalen Organisationen; in der Privatwirtschaft bei international tätigen Unternehmen; überall da, wo romanische Vielsprachigkeit gefragt ist; für die Vermittlung romanischer Sprachen in der Erwachsenenbildung und im privaten Bildungssektor sowie – nach entsprechender weiterer Ausbildung – in Schulen; und nicht zuletzt: sie haben die Voraussetzung zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung im Rahmen eines Master- bzw. Doktoratsstudiums, das weitere Perspektiven eröffnet und u.a. für Tätigkeiten in linguistischen Forschungsinstitutionen und Universitäten qualifiziert.