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Romanisches Seminar

Geschichte des RoSe

Das Romanische Seminar hat sich seit seiner Gründung im Jahr 1894 zu einem europaweit einzigartigen Institut entwickelt, das die zehn wichtigsten romanischen Sprachen und Literaturen unter einem Dach vereint und sich durch exzellente Forschung und Lehre auszeichnet.

Das Semper-Gebäude

Das architektonisch bedeutsame Haus, in dem das Romanische Seminar heute seinen Sitz hat, wurde 1864 von Gottfried Semper, einem der damals wichtigsten Architekten, erbaut. Das Handelshaus Fierz an der Zürichbergstrasse 8 entstand während Sempers Zeit als ETH-Professor in Zürich. Der repräsentative Bau mit südländischen Charme beherbert seit 2002 das RoSe. Durch die Verbindung von weiträumiger Bibliothek, Hörsälen, Terrassen und Büros bietet es heute einen idealen Raum für das Studium der romanischen Sprachen und Literaturen und für die Begegnung zwischen Lernenden und Lehrenden.

Die Anfänge der Zürcher Romanistik

Das Romanische Seminar wurde 1894 gegründet, jedoch war es schon früher möglich, in Zürich Romanistik zu studieren, nämlich bereits ab 1872, als die UZH als erste Hochschule der Schweiz mit Gustav Gröber eine Professur für romanische Philologie erhielt. Seit jenen Anfängen wuchs das Interesse für die modernen Sprach- und Literaturwissenschaften – damals Neuphilologien genannt – stetig an, bis diese sich neben der Altphilologie (Griechisch und Latein) als gleichwertige Disziplinen etablierten. 

Die Auffächerung der Disziplinen

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sich in den modernen Philologien drei Hauptbereiche mit je eigenen universitären Einheiten heraus, die an der UZH bis heute bestehen: die Romanistik, die Anglistik und die Germanistik. Das Hauptaugenmerk lag zunächst auf dem Studium der mittelalterlichen Literaturen und Sprachen sowie auf der historischen Entwicklung der National- und Regionalsprachen.  

An der UZH wurden auch damals schon Frauen zum Studium zugelassen. So finden sich unter den ersten 24 Promovendinnen der Philosophischen Fakultät drei Absolventinnen der Romanistik. Pionierinnen (PDF, 81 KB) (Festschrift RoSe 125 [Bähler, S. 45-50]).

Der Weg zur modernen Universität

Im 20. Jahrhundert entdeckten die Sprach- und Literaturwissenschaften neue, vergleichende Perspektiven. Die synchrone Linguistik interessierte sich zunehmend für systemische Strukturen, Sprachvarietäten und -kontakte, Sprachverwendung im sozialen Kontext, Didaktik des Fremdsprachenunterrichts oder in neuester Zeit Kommunikation in Online-Medien. In der Literaturwissenschaft rückten neue Methoden der Textanalyse sowie interdisziplinäre und genderspezifische Ansätze in den Vordergrund, ebenso wie die komplexen Bezüge zwischen der europäischen Romania und ihren ehemaligen Kolonien.

Romanistik heute

Mit dem Anbruch des 21. Jahrhunderts nahm die Verwendung von digitalen Lehr- und Forschungsmethoden in allen romanistischen Disziplinen rasant an Wichtigkeit zu und eröffnete bisher ungeahnte Möglichkeiten, unter anderem für die internationale Zusammenarbeit. Die Digitalisierung prägt den Lehr- und Forschungsgegenstand Sprachen und Literaturen: von automatischer Spracherkennung bis zu computergestützter Übersetzung, von digitalen Literaturformaten bis zu digitalisierten Archiven, von digitaler Kommunikation bis zu künstlicher Intelligenz, die literarische Texte schreibt. Dennoch steht bei uns der Mensch im Mittelpunkt, denn ein Romanistik-Studium macht den Spannungsbogen zwischen sprachkultureller Identität und sprachkultureller Diversität sowohl intellektuell fassbar als auch menschlich erfahrbar. Dies gilt auch deshalb, weil die Beschäftigung mit Sprache und Literatur an unserem vielsprachigen Seminar im täglichen Austausch mit Gleich- und Andersgesinnten aus dem In- und Ausland stattfindet.