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In der deutschen und europäischen Avantgarde der Zeit um 1900 und der klassischen Moderne bildet sich ein Paradigma heraus, das auf scheinbar paradoxe Weise die eigene Modernität über einen Bezug auf „primitive“ Kulturen definiert. Was die New Yorker Ausstellung über „Primitivism in 20th Century“ für die bildende Kunst rekonstruiert hat, gilt in ähnlicher Weise auch für die literarischen Konzepte, die wiederum in einer engen Verbindung zur bildkünstlerischen Avantgarde stehen. Carl Einsteins „Negerplastik“ von 1915 ist paradigmatisch für diese Synergieeffekte, denen das Seminar nachgehen möchte. Es interessieren sowohl theoretische Konzepte eines „Primitivismus“ in der Moderne, wobei hier ethnologische Texte der Zeit um 1900 eine Schlüsselrolle spielen (Tylor, Levi-Bruhl), als auch die Wechselwirkungen zwischen Ethnologie, Literatur und bildender Kunst (Gaugin, Kubismus, Futurismus, Art Brut). Darüber hinaus soll nach der Konstanz spezifischer Themen und Motive (Opferthematik, Ursprache, Exotismus) in der Literatur und nach den experimentellen Versuchen einer formalen Umsetzung „primitiver“ Ästhetik gefragt werden. Gelesen werden Texte der Wiener Moderne, des Surrealismus, Futurismus, Dadaismus und Expressionismus.
Obligatorische Vorbesprechung: Dienstag, 4. Juli, 12-14 Uhr
Wann: Do 10:15 - 12:00 / Beginn: 26. 10. 2006
Wo: KOL-E-18 (Hauptgebäude Rämistrasse 71)