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Seminar/Aufbauseminar
Mit der peripatetischen Praxis des Aristoteles nahm in der abendländischen Tradition ein Denken und Sprechen seinen Anfang, das sich am Gehen orientiert. Diese Praxis setzt eine Entsprechung von Körper und Geist, vielleicht sogar einen gemeinsamen Ursprung beider voraus. Auch die Sprache erinnert mit Redewendungen wie die «Gangart
der Sprache», «der Fortschritt des Denkens», «der Versfuss» an eine solche Verwandtschaft.
Immer wieder erweist sich deshalb das Verhältnis von Sprechen und Gehen als eine fruchtbare und substanzielle Analogie. Tatsächlich eröffnet das Gehen als ziel- und zweckfreie Bewegung im Bereich der Dichtung ein breites Spektrum an Möglichkeiten für die Entfaltung literatur-, sprach- und erkenntnistheoretischer Problemstellungen. So ist an der Poetik des Gehens die Beziehung von Natur und Kultur, Ich und Welt, Leben und Schreiben sowie von Zeichen und Bedeutung abzulesen. Vor allem treten aber aus der Perspektive des Gehens die Frage nach Ursprung und Ziel des Lebens und Schreibens, der Prozesscharakter des Verstehens, die unterschiedliche Bewertung von mündlicher und schriftlicher Rede und nicht zuletzt das je Eigentümliche der poetischen
Sprache in den Blick.
Anhand von Texten von Petrarca, Montaigne, La Fontaine, Rousseau, Stifter, Valéry, Rilke, Robert Walser, Thomas Bernhard, Elfriede Jelinek, u.a. Literaturgehen wir im Seminar der vielfältigen und historisch variierenden Ausprägungen dieses Zusammenhangs nach.
Wann: Di, 10:15 - 12:00
Wo: SOD-0-002
Informationen für Studierende im Bachelor-Studiengang:
Module | 330 Aufbauseminar AVL (9 KP, NF 60/30, NF 45, P, benotet) |
Teilfach: Gebiet |
Allgemeine Literaturwissenschaft: Textanalytische und methodologische Fragen der Literatur; Rhetorik, Poetik, Ästhetik |
Teilfach: Gebiet |
Vergleichende Literaturwissenschaft (Komparatistik): Transformationsprozesse der Literatur; Vergleichende Textanalyse und Literaturtheorie |
Leistungsüber- prüfung (KP) |
9 KP: Referat (RE) und schriftliche Arbeit (SA) |