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Vorlesung mit Tutorat
Im Gegensatz zu Philosophie, Religion und anderen Gebieten, in denen es häufig diskreditiert, verurteilt oder auf pädagogische Zwecke eingeschränkt wurde, spielt das Komische, in weitem Sinne verstanden, eine zentrale Rolle in der Literatur, es gehört zum Literarischen. Anders als sein klassischer Gegenspieler, das Tragische, bietet es keine ganzheitlichen Theorien (oder berauschende Katastrophen) an, vielmehr scheint gerade die punktuelle Sabotage der (totalitären) Gedankenführung ebenso zu seinem Wesen zu gehören wie die Unterwanderung radikaler Negativität durch das Spielerische. In diesem Sinn ist das Komische nicht nur literarisches Mittel, sondern eine Form der (nicht nur literarischen) Verunsicherung und Selbstbehauptung. Da es sich, wie die Improvisation, auf kleinem Spielraum entfaltet und an den einzelnen Moment zu heften pflegt, soll es in dieser Vorlesung entsprechend beobachtet und untersucht werden: in einer Reihe von kürzeren Texten von der Antike bis heute. In dieser (vielleicht) etwas zufälligen Abfolge orientiert sich die Vorlesung an einzelnen Autoren (wie z.B. Diderot, Jean Paul, Robert Walser), deren Schreiben und Leben im Komischen zu einer Figur verschmilzt, an komischen Figuren(typen) der Kunst und Literatur (wie Don Quijote, Neveu de Rameau, Charlot) und an den verschiedenen literarischen Varianten des Komischen (wie Ironie, Witz, Humor).
Geplante Stationen sind: das Tragische und das Komische in Kleists „Amphitryon“ und „Der zerbrochene Krug“ (als Grundlegung); die Ironie des Sokrates; Frauenlist gegen Männergewalt (Aristophanes); aufklärerische Ätzmittel gegen falschen Enthusiasmus und „Meinungen“ (Shaftesbury, Diderot, Galiani); groteske Eseleien (Wieland und Dürrenmatt); romantische Ironie (Friedrich Schlegel, Solger); komische Theorien des Komischen und des Lachens (Jean Paul, Schopenhauer, Baudelaire); die Komik des Politischen (Nestroy); die Komik von Lieben und Schreiben, Fiktion und Leben (Keller, Scholem-Alejchem); Ironie des Todes, Tod als Fest (Jean Paulhan); (Ausch)witz (Charles Chaplin, George Tabori). Die einzelnen Vorlesungen werden im zweiten Teil Zeit zur Diskussion der Texte lassen.
Zur Vorlesung gibt es einen Reader, der ab Mitte August im Studentenladen bezogen werden kann. Das genaue Programm der Vorlesung findet man vom gleichen Zeitpunkt an mit weiteren Materialien hier und auf: http://www.textmachina.unizh.ch/ds/index.jsp
Informationen für Studierende im Bachelor-Studiengang:
Module | 110a Vorlesung AVL-BS (4 KP, NF 60, P) 110b Vorlesung AVL-BS (2 KP, NF 30 und NF 45, P) 111a Vorlesung AVL-VS (4 KP, NF 60, P) 111b Vorlesung AVL-VS (2 KP, NF 30 und NF 45, P) 112a Vorlesung Wahlbereich I (4 KP, NF 60 und NF 30) 112b Vorlesung Wahlbereich I (2 KP, NF 60 und NF 30) |
Teilfach: Gebiet | Allgemeine Literaturwissenschaft: Rhetorik, Poetik, Aesthetik |
Leistungsüber- prüfung (KP) |
Besuch der Vorlesung in allen Fällen |