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Seminar/Forschungsseminar
Trotz der Laisierung des Religiösen Ende des 19. Jh. findet man zu Beginn des 20. Jh. einige bedeutende Schriftsteller wie Rilke, Musil, Hofmannsthal und Joyce, die sich z.T. auf christliche Mystiker (Meister Eckhart, Jakob Böhme, San Juan de la Cruz, usw.) beziehen. Was ihre Texte mit der Mystik verbindet, ist die Erfahrung des Inkommensurablen, die Suche nach den möglichen Grenzen der Sprache und damit der Versuch, das Unsagbare zu sagen. Der Drang, sich selbst zu transzendieren, die Ablehnung der dualistischen Subjekt-Objektbeziehung sowie die Suche nach Einigung mit dem Göttlichen treiben ihre sprachlich-literarischen Erfahrungen an. Grundfiguren der mystischen Rede wie die Coincidentia oppositorum, die Epiphanie, die Entgrenzung des Ich sowie das Schweigen tauchen regelmässig in ihren Texten auf. Dieses Interesse an mystischen Fragestellungen im Bereich der schriftstellerischen Produktion bricht im Laufe des 20. Jh. nicht ab, sondern zieht sich vielmehr bis ins 21. Jh. hinein. In unserem Seminar werden wir zuerst einen kritischen und für uns brauchbaren Begriff der Mystik erarbeiten müssen, denn er kann nicht einfach als Irrationalismus abgetan werden. Es gilt ihn zu trennen von z.T. modischen Erscheinungen wie Okkultismus, Parapsychologie, Astrologie oder Ähnlichem. Seine Beziehung zum Religiösen wird dabei ein wichtiges Thema sein. Nachher werden wir anhand von einzelnen Texten, dieses Interesse der Schriftsteller und Schriftstellerinnen an mystischer Erfahrung näher untersuchen. In Frage kommen, neben den bereits genannten Schriftstellern, Maeterlinck, Beckett, Blanchot, Tardieu, Ungaretti, Sarah Kane, Novarina. Die Liste ist nach Bedarf, so z.B. für die Seminararbeit, auch erweiterbar.
Keine Vorbesprechung. Um persönliche Voranmeldung beim Dozenten E-Mail wird gebeten.
Zur Vorbereitung wird empfohlen :
- Michel de Certeau, La fable mystique, Gallimard, Paris 1995 (dt. Mystische Fabel, übers. von Michael Lauble. Mit einem Nachw. von Daniel Bogner. Berlin 2010).
- Ernst Tugendhat, Egozentrizität und Mystik, C.H. Beck, München 2003.
Wann: Fri, 14:00 - 15:45, ab 4.03. (2. Semesterwoche)
Wo: PLG-2-211
Lizentiatsstudium: Seminar
Module MA | 625b Forschungsseminar AVL-MS (9 KP (2-sem.), NF 30, P, benotet) 625a Forschungsseminar AVL-MS (6 KP, NF 15, P, benotet) |
Teilfach: Gebiet | Allgemeine Literaturwissenschaft: Rhetorik, Poetik, Ästhetik Historische Problemstellung der Literatur |
Teilfach: Gebiet | Vergleichende Literaturwissenschaft: Vergleichende Textanalyse und Literaturtheorie |
Leistungsüber- prüfung |
Referat (RE) / kleine schriftliche Arbeit (SA), benotet,
veranstaltungsbegleitend
oder
Referat (RE) / Grosse schriftl. Arbeit (ca. 20 Seiten, benotet) (SA),
Abgabe im Folgesemester. Die genaueren Modalitäten der Leistungsüberprüfung werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben. |