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Romanisches Seminar AVL

Literatur und Wahnsinn

Xenia Goślicka

Kolloquium

Als Zustand, in dem das Ausbrechen aus der Norm stattfindet, begleitet der Wahnsinn den Menschen seit den Anfängen seiner Kultur. Er erscheint in frühen religiösen Mythen (babylonische, sumerische, Altes Testament), in den Heldengeschichten der Antike (Ajax, Orestes, Furien) und den Erzählungen des Mittelalters (Don Quixote, Iwein, die Figur des Narren). Mit dem Beginn der „symbiotischen Geschichte von Vernunft und Unvernunft“ (Roy Porter) fächert sich der Wahnsinn in Neuzeit und Moderne schliesslich in verschiedene Phänomene medizinischer, ästhetischer, kultureller und gesellschaftlicher Prägung auf. Der Wahnsinn wird heute genauso als kulturelles Konstrukt begriffen wie als Diagnose, als Metapher, als Konvention, Illusion und physiologisch begründete Realität. Seine Affinität zu Literatur und Kunst liegt in seiner Nähe zu Phantasie, Traum und Inszenierung begründet; wie der Wahnsinn ver-rückt auch die Kunst die Sicht auf die Dinge und gibt so den Blick auf (zuvor) Verborgenes frei.

The glass cracks across,
The image
Flees and aborts like dropped mercury
Sylvia Plath

Programm und Ablauf

Am Anfang des Kolloquiums findet ein kulturhistorischer Überblick über das Thema statt, in dem anhand literarischer und theoretischer Texte verschiedene Erklärungsmuster vorgestellt werden. Diese werden anschliessend in Lektüre und Diskussion vertieft.
Die Auswahl der Themenschwerpunkte und der einzelnen zu lesenden Texte erfolgt gemeinsam nach dem Interesse der Teilnehmenden. Dazu wird in der ersten Sitzung eine kommentierte Bibliografie mit Texten aus verschiedenen Gebieten zur Verfügung gestellt und besprochen.

In Frage kommen Themen wie die Hysterie als ästhetisches Phänomen und Konzept, Wahnsinn und Realität, Geist und Bedeutung (Irr-Sinn, Geisteskrankheit), Darstellung des Wahnsinns in Text und Bild, Genie und Wahnsinn, Wahnsinn und Gesellschaft; literarische Texte stammen zum Beispiel von Shakespeare, Dürrenmatt, Büchner, Sophokles, Gogol, Shelley, Heym, Maupassant, Plath, Glauser, Zindel, Kennedy, E.T.A. Hoffmann oder Poe.

Die Veranstaltung richtet sich vor allem an Studierende am Anfang ihres AVL-Vertiefungsstudiums. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Bei Fragen melden Sie sich bei der Dozentin (E-Mail).

Wann: Mo 14:00 - 15:45, ab 22.02. (1. Semesterwoche)
Wo: Raumangabe im Online-VVZ

Moduldaten

Lizentiatsstudiengang: Kolloquium

Module BA 410 Kolloquium AVL-VS (4 KP, NF 60; NF 30 und NF 45, P)
Teilfach: Gebiet Allgemeine Literaturwissenschaft:
Medien-, Kultur- und Texttheorien
Teilfach: Gebiet:Vergleichende Literaturwissenschaft (Komparatistik): Vergleichende Textanalyse und Literaturtheorie
Leistungsüber-
prüfung (KP)
4 KP (BA): Mündliche od. schriftliche Mitarbeit (MA) Regelmässige Präsenz in der Lehrveranstaltung ist Teil des Leistungsnachweises. Die genaueren Modalitäten der Leistungsüberprüfung werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Weiterführende Informationen

WahnsinnABronzino

Agnolo Bronsino, Detail aus "Allegorie der Liebe"

SylviaPlath